AVE EVA



Zeitreise eines Geschichtenerzählers namens Jossuah aus Kapernaum in erzählten, gemalten und gedachten Bildern

Graphiken: Uwe Wittwer


 

Auf diesen Augenblick hatte er lange gewartet. Endlich sah er das berühmte Bild im Original. Eine faszinierende Zeit, dachte er, dieser Übergang von der Gotik zur Renaissance, diese entrückten Gesichter, der satte Glanz des Blau, das Gold, das wie eine Brücke zwischen Himmel und Erde strahlt. Und erst der Aufbau in drei Tafeln, nach unten hin mit einer Predella abgeschlossen. P. wandte sich den Darstellungen in der Predella zu. Es handelte sich um insgesamt vier kleine Gemälde; drei davon dienten offensichtlich der bildlichen Erzählung von Heiligenlegenden, die vierte stellte eine sehr schlichte, einfache, fast zweidimensionale Landschaft dar. Ein paar Hügel, Bäume, einige Sträucher, eine Andeutung eines Weges, der sich durch diese Landschaft zog. Eigenartig, dachte P., eigenartig ist diese Landschaft. Sie entsprach zwar dem Stile nach den Mosaiken in Ravenna, und trotzdem war sie anders.

 

  Österreichisches Literaturforum 1997

ISBN 3-900959-81-1