Örtliche Gleichgültigkeit

 

Irgendwann habe ich begonnen, alte Photos anzuschauen. Als ich dabei auch Bilder von unserem einzigen Familientreffen im Jahre 1990 entdeckte, dachte ich mir zunächst nur, daß es an die 45 Jahre gedauert hat, die wenigen Überlebenden und deren Nachfahren einer ehemals großen jüdischen Familie aufzuspüren und zusammenzuführen. Im Jahr vorher fiel der Eiserne Vorhang, ein Ereignis, das in politischer Hinsicht von vielen Historikern für das eigentliche Ende des 20. Jahrhunderts gehalten wird. Als die Arbeiter-Zeitung 1989 ihr Erscheinen als Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ) einstellte, schien auch das Ende eines sozialdemokratischen Jahrhunderts in Österreich gekommen zu sein.


Der nach 1945 einsetzenden örtlichen Langweile und Betäubung folgte ab 1970 eine Periode, in der Intellektualität kein Hindernis mehr zu sein schien, um am politischen Leben in Österreich aktiv teilnehmen zu können. Mit der Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten setzte allerdings erneut eine Zeit örtlicher Gleichgültigkeit ein, die bis in die Gegenwart reicht.


Unser Fin de Siècle, das meiner Generation, war kulturell weniger spektakulär als das des letzten Jahrhunderts, aber dafür umso beruhigender: Es war das Ende eines gewalttätigen Jahrhunderts, eines Jahrhunderts mit an die 100 Millionen gewaltsam Getöteter.


Inhalt
 

Vorwort

3

Örtliche Langweile

6

Örtliche Betäubung

17

Zunächst aus der Ferne betrachtet ...

35

... und dann aus nächster Nähe …

51

… mit wachsendem Interesse

68

Zwischen Wien, Bristol, Los Alamos, ...

79

... Chicago und Livermore

98

Zeitschriften & Zeitungen

114

Örtliche Gleichgültigkeit

129

Das „große" Familientreffen

138

Nachwort

146

Jahre später: Ediths und Egons Geschichten

150

Anmerkungen

156

Namenverzeichnis

165


 

 
 
Österreichisches Literaturforum 2014
ISBN 978-3-902760-06-7
 
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