Quatsch mit Soße
In einer Kinderseriensendung im Fernsehen hatte ein Bub zu einem anderen plötzlich gesagt Quatsch mit Soße. Dieser Ausdruck gefiel Guido, den er erinnerte ihn daran, wie oft seine Mama ihn schon ermahnt hatte, nach dem Regen nicht nur den Quatsch zu laufen, weil sonst sofort als schmutzig wird. Obwohl ein richtiger Quatsch doch etwas Schönes ist, vor allem wenn man Gummistiefel anhat. Und dann sogar noch mit Soße, so ähnlich, wie wenn das Wasser beim Hineinsteigen herausspritzt. Und weil ihm dieser Ausdruck so gut gefiel, gebrauchte er ihn ununterbrochen. Allerdings gefiel ihm gar nicht, daß seine Mama, jedes Mal, wenn er Quatsch mit Soße sagte, heimtückisch lächelte. Er wußte, das bedeutet nichts Gutes.
Und genau so war es dann auch. Eines Abends sagte sie nämlich ganz friedfertig: „Geh Händewaschen, Guido, wir essen gleich. Zur Feier des Tages gibt es heute Griebenklöße mit Sauerkohl und Rote Grütze als Dessert“. Guido traute seinen Ohren nicht. Was sollte es zum Essen geben, Griebenwas?
„Na, geh schon, Guido“, ermunterte sie ihn noch einmal, da er auf dem Weg zum Badezimmer ins Grübeln gekommen war, „und vergiß nicht, deine Turnsachen, die im Badezimmer herumliegen, wieder in deine Turntüte zu stecken!“
Guido sah sich um. Doch, doch, das war dieselbe Wohnung, in der er sich auch sonst befand und die freundliche Frau, die ihn eben zum Essen aufgefordert hatte, seine Mama. Was war heute anders?
„Guido, beeil dich, die Blumenkohlsuppe steht schon auf dem Tisch. Immer müssen wir auf dich warten!“
Als er dann endlich beim Tisch saß, glotzte er neugierig in seinen Suppenteller. Aber das war doch bloß eine Karfiolsuppe, die er, obwohl es sich um ein Gemüse handelt, recht gerne aß. Als dann seine Mutter mit einer Schüssel aus der Küche kam, roch es verdammt gut nach Grammelknödeln, dem Lieblingsessen seiner Vaters. Grammelknödeln gab es nur einmal im Jahr, zu dessen Geburtstag, weil sie so schrecklich ungesund sind, wie seine Mutter immer behauptete. Und in der anderen Schüssel, die sie danach brachte, befand sich ganz gewöhnliches Sauerkraut, das zu Grammelknödeln gehört, wie das Amen in einem Gebet. Am besten war die Nachspeise: Himbeeren, Erdbeeren und Ribisel, vermischt und mit Zucker bestreut.
Guido sah fragend zu seiner Mama, irgendwann mußten sich doch die seltsamen Namen für das heutige Essen aufklären.
Ein wenig ließ sie ihn noch zappeln, aber dann meinte sie: „Weißt du Guido, Quatsch mit Soße sagt man in manchen Teilen Deutschlands, wenn man Unsinn meint. Wir sagen üblicherweise statt dessen das ist ein Topfen. Klöße sind Knödeln, Sauerkraut heißt dort Sauerkohl, und Karfiol Blumenkohl. Das Wort Karfiol kommt übrigens ursprünglich aus dem Italienischen, was, wörtlich übersetzt, nichts anderes bedeutet als Blumenkohl. Und die Rote Grütze, die du so sehr magst, nennt man hierzulande Himbeersoße.
Siehst du, auch in der deutschen Sprache gibt es sehr große lokale Unterschiede. Genau deswegen gehören deine Turnschuhe nicht in eine Tüte, sondern in ein Sackerl.
Und ein Gatsch heißt bei uns auch Quatsch, weil es so schön quatscht, wenn man hineinsteigt. Damit du dir das alles merkst, habe ich begonnen, für dich ein kleines Wörterbuch anzulegen, das du zum Teil selbst ausfüllen mußt. Du kannst es auch ergänzen, wenn dir ein deutsches Wort eigenartig vorkommt“.
Mamas kleines Wörterbuch des täglichen Gebrauchs
zum Ausfüllen für Guido
Karfiol |
Blumenkohl |
Stiege |
Treppe |
Grammeln |
Grieben |
hinauf |
hoch |
Knödel |
Kloß |
Sessel |
Stuhl |
Ribisel |
Johannisbeeren |
Grape-fruit |
Pampelmuse |
? ………. |
Kartoffel |
? ………. |
Tunke |
Paradeiser |
? ………. |
? ………. |
Sahne |
Topfen |
? ………. |
? ………. |
Apfelsine |
Fisolen |
? ………. |
? ………. |
Eisbein |
Zwetschke |
? ………. |
? ………. |
Frikadellen |
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© Peter Weinberger 2015