Der Furzelbär

 

   
   
   

„Püh“, schimpfte Guidos Mama. „Guido! Schämst du dich nicht, so laut zu furzen? Würdest du das auch machen, wenn die Oma zu Besuch ist? Oder in der Schule? Du bist ja ein richtiger Furzelbär!“

Guido lachte still in sich hinein, denn erstens war der Laut, der ihm eben entwichen war, tatsächlich rekordverdächtig laut gewesen, zweitens aber, weil der Ausdruck Furzelbär ihn amüsierte. Genau deswegen zog er sich sofort unter den Küchentisch zurück, um nachzudenken. Das Schimpfen seiner Mama ignorierte er, denn schließlich kann das jedem passieren, daß, naja, daß etwas passiert. Das Nachdenken benötigte er, um sich vorstellen zu können, wie eigentlich ein Furzelbär aussieht. War der braun oder schwarz? So groß wie ein Eisbär oder so eigenartig von Gestalt wie ein Ameisenbär?

Das mit einem Ameisenbär gefiel ihm am besten, denn die haben so eine ganz lange Nase. Sie konnten allerdings nicht auf den Hinterbeinen stehen, wie die anderen Bären. Dann aber traf Guido einen Entschluß: Ein Furzelbär schaut wie ein Braunbär aus, genauso, wie der im Zoo, hat aber so eine lange Nase wie ein Ameisenbär.

Die nächste Frage, nachdem das Aussehen von Furzelbären geklärt war, ergab sich sofort, als Guido begann, sich vorzustellen, was ein Furzelbär frießt. Dazu fiel ihm auch gleich eine Antwort ein. Da der Onkel Joschi jedes Mal, wenn es eine Bohnensuppe oder ein Bohnengulasch zu essen gab, meinte: „Jedes Böhnchen ein Tönchen, ernährte sich ein Furzelbär offensichtlich ausschließlich von Bohnen: Am Montag gab es schwarze Bohnen, am Dienstag rote Bohnen, am Mittwoch gewöhnliche braune Bohnen, am Donnerstag Augenbohnen, am Freitag Sojabohnen, am Samstag Schwertbohnen und am Sonntag, weil es zum Tag passt, Mondbohnen.

Ja das ist es, dachte sich Guido, befriedigt über das Resultat seiner Erkenntnisse. Genau deswegen heißt ein Braunbär mit einer langen Nase, Furzelbär. Ein Furzelbär ist ein bohnenfressender Bär, viele Tönchen von sich gebend. Guido fand das so lustig, daß er laut lachen mußte.

„Guido“, schimpfte seine Mama neuerlich, „ich finde es gar nicht lustig, wenn du darüber auch noch lachst!“

 

©  Peter Weinberger 2015